Die Reise über den West Highland Way, Tag 1 – 4
7. Juni 2008 von Thorsten
Uppsa, irgendwie habe ich vergessen mich sauber abzumelden. Mittlerweile (nach der Zelt Aktion) bin ich meine Runde durch Schottland, bzw. über den West Highlandway gelaufen. Aber fangen wir lieber ganz von vorne an :-)
Bevor ich es vergesse… bei den Panoramas am Ende der Beiträge, kann man einmal auf das Bild klicken (für eine leicht größere Darstellung) – oder einmal auf den Namen, rechts neben dem Bild. Dort wird in eigentlicher Größe eine Flash Animation mit dem Panorama geöffnet :-)
Um bis nach Weeze zu kommen, benötigt man entweder die öffentlichen Verkehrsmittel, einen Fahrdienst, ein eigenes Auto oder einen Mietservice. Ryanair ist zwar günstig, legt allerdings jegliche Flugzeiten zu ungunsten aller öffentlichen Verkehrsmittel. Dies sollte sich bei unserem Rückflug auch noch – ich nenne es mal negativ – bemerkbar machen.
Bei Sixt einen Smart bestellt, einen C-MAX bekommen – was will man mehr. Bei genauerer Überlegung hätte es bestimmt ziemlich witzig werden können, zwei 20kg Rucksäcke incl. zwei ausgewachsenen Passagieren (der eine mehr, der andere weniger) in so ein kleines Kügelchen zu zwängen. Martins absolut überwältigende Ruhe im Ausrüstungseinkauf verwunderte mich auch am Tag der Abreise. "Wenn du mich um 6 Uhr holen kommst, reicht es, wenn ich um 5 Uhr aus der Altstadt komme…!". Himmel, dieses Gemüt will ich auch mal haben :-) Wenigstens wurde Martin so recht klein und schläfrig auf dem kompletten Flug, so dass wir uns nicht jetzt schon auf den Sack gingen ;-)
Am Flughafen angekommen kann man schon sehen, wie dort der Mopp tobt! Weeze ist einer von Deutschlands aufstrebenen Flughäfen 2008 (wollen wir das mal glauben)…
Mit zwei Kilo Übergepäck und einer von Ryanair um 30 Euro erleichterten Brieftasche schlüpften wir durch die Sicherheitskontrollen in den gemütlichen Wartebereich, so sich Martin ein weiteres Kurznickerchen gönnte.
In gewohnt freundlich und vorallem zügiger Weise beförderte uns Ryanair mit einer butterweichen, gekonnten Landung gewöhnungsbedürftigen Landung nach Glasgow. Diese Stadt bietet nach unser beider Meinung nichts besonderes. Die Frauen sind alle mehr als bleich und modisch in absolut anderen Sphären. Der Linksverkehr ist auch manchmal für den Fußgänger seltsam, und der schottische Akzent in der Sprache der Einheimischen macht einem das Leben schwer. Zum Glück die Insel dann doch reichlich vom Festland getrennt ;-).
Nach einer längeren Nacht im Hostel direkt in Bahnhofsnähe, verschaffte uns Martins Wecker einen Frühstart (Zeitumstellung -1 + Faulheit die Uhr anzupassen ergibt eine Aufstehzeit von 6 Uhr) auf die erste Etappe. Gepackt wie Maultiere trabten wir zum Bahnhof um den Zug nach Milngavie zu erwischen. Milngavie spricht sich übrigens nicht so aus, wie man es vermuten lässt. Tickets bekommt man nur, wenn man sich auf ein Wort, welches wie "Mullgay" klingt einlässt.
Die Zugfahrt dauerte doch etwas länger als erwartet, da das S-Bahn ähnliche Gefährt wie in Deutschland an jedem Grashalm halt macht. Zügig wurde in Milngavie der Startpunkt in der Fußgängerzone ausgemacht. Vorbei am Gepäcktransport (wir sind doch richtige Männer, oder?) ging es am ersten Wegzeichen rein in die Wälder vor Glasgow.
Vorbei an einer schönen Seenplatte zog der Weg immer weiter aus der Zivilisation raus. Schon erstaunlich, wie schnell sich hinter der Industriestadt Glasgow die Bäume wieder breit machen.
Irgendwann endete der Weg auf einer Weide in einer kleinen Sackgasse – so glaubten wir. Schon verlaufen? So früh? Nach ein paar Kilometern? Etwas unsicher beäugten wir die Mauer und fanden die für Schottland typischen "ich darf über diesen Zaun gehen" Stufen.
Unser Weg verlief nun bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein relativ einfach zu gehen bis kurz vor Drymen, wo wir das erste mal unser Lager auf einer kleinen Campsite aufschlugen.
Den Luxus nicht kochen zu müssen, konnten wir uns leisten, als wir den Hinweis des Inhabers auf der Pinwand gelesen hatten, sich bei Interesse an ChinaMann Food bei ihm zu melden. Nach einer netten Diskussion über chinesisches Essen, schmiss er freundlicherweise noch Google an, um im Umkreis ein paar Speisekarten zu zeigen. Ein einfaches Nasi Goreng kannte keine Menükarte, geschweige denn der Inhaber der Campsite, NOCH der Chinese selber! Chicken Curry sollte jedoch auch reichen. :-) Schlemmenderweise wurden wir zügig müde und verzogen uns das erstemal in unsere Zelte.
Zeitig am nächsten Vormittag Morgen ging es weiter mit gepackten Säcken Richtung Milarrochy. Zuvor wurde noch ein in der Campsite Küche noch ein wenig FFA Food (Free for all) eingesammelt. Schließlich wollten wir in Milarrochy selber kochen. Unterwegs in Drymen konnten wir uns das letzte mal fürstlich in einem Supermarkt eindecken und frühstücken. Wie üblich verputzte Martin um die 6 Sandwich Scheiben und eine von meinen beiden ;-)
Etwas Abseits vom Weg, vorbei an Ginster Feldern, fanden wir wieder schnellen Anschluss an den Weg, der uns mitten durch den Garadhban Forest führte.
Freilufttoiletten sind übrigens ausgeschildert :-)
Leider wurde im Wald ziemlich viel abgeholzt. Warum wusste irgendwie keiner. Gesund sah der Restbestand auf jedenfall aus.
Unaufhaltsam näherten wir uns dem Conic Hill, der mit seinen 1175 Fuß unsere erste kleinere Herausforderung sein sollte. Bepackt mit allem (und 575gr. Fertighuhn sowie 4 Kochbeuteln Reis) schleppten wir uns den äußerst Miserablen Weg mit ausreichend Pausen langsam nach oben. Natürlich schlug das Wetter etwas um, und der Wind versuchte uns mit aller Kraft den schmalen Weg seitlich oder rückwärts nach unten zu drücken. Die ein oder andere fiese Kippbewegung konnte ich glücklicherweise durch meine Wanderstöcke ausgleichen…
Von dort oben gab es die ersten Sichtungen des Loch Lomond, der trotz massig Wind relativ ruhig vor sich her waberte. Oben angekommen verdienten wir uns zurecht die erste richtige Wanderpause. Vorallem der bald kommende Abstieg schien es in sich zu haben. Steil, steinig und windig hat bei mir nun eine ganz neue Bedeutung…
Sichtlich geschafft verlief nach diversen Verfluchungen der Weg über noch mehr zu verfluchende, in den Berg reingehauene Treppen, steil bergab in einen Nadelwald hinein.
Zurück in der Zivilisation tankten wir Kraft im "Conic Hill Besucherzentrum", wo man mich das erstemal auf diesem Weg für Geisteskrank hielt, mit vollem Gepäck (und dem Huhn) über den Berg zu stiefeln. Irgendwie konnte ich der Frau auch recht geben, denn zeitlich hat uns diese erste Bergetappe ziemlich nach hinten geworfen. Der restliche Weg verlief Ufernah am Loch Lomond in einem Waldstückchen entlang, wobei auch dort die ein oder andere kleinere fiese Steigung gemeistert werden musste. Generell stellte sich der West Highland Way gerne so dar! Wenn Du glaubst, Du bist gleich da, gehts erst nochmal kräftig nach oben – und du bist dann immer noch nicht da ;-)
In Milarrochy machten wir das erstemal Bekanntschaft mit Midgies. Diese fiesen, kleinen und aggressiven Blutsauger in der Größe von Fruchtfliegen haben meistens nichts besseres zu tun, als über geschundene Körper in dicken Schwärmen hinwegzubeissen. Glücklicherweise jucken die "Stiche" selten – man spürt nur den Biss. Dieser kann allerdings an einigen Körperstellen ziemlich weh tun. Ich empfehle hiermit jedem nachfolgendem Wanderer sich mit den speziellen mehr oder weniger wirksamen Anti-Midget Mitteln auch im Handwerkerausschnitt einzureiben – sonst könnte es beim Zeltaufbau zu schmerzhaften Bissen kommen :-)
Das Wetter schlug nun leider vollends um, und es fing das erste mal an richtig zu regnen. Ein kleines Kartenspiel nach Kochabend mit zwei Amys war die richtige Abwechslung zum Geprassel aufs Zeltdach. Wenigstens waren die beiden ("Wir sind nur Freunde, kein Paar…. IS KLAR) im Englisch auf der Höhe des verständlichen. Seltsamerweise hat einer von zwei Engländern / Amerikaner deutsche Wurzeln. So auch hier… irgendwo in Hamburg. ;-)
Morgens gesattelt zog es uns frühstückslos die ersten 80 Höhenmeter über eine fiese Granittreppe nach oben. Unterwegs in Cashel auf einem weiteren Campingplatz erhaschten Martin und ich ein spärliches Frühstück, bevor es uns nass weiter Richtung Rowardennan zog.
Dreimal darf geraten werden, was Martin so alles machte :-) Ich kenne ja jetzt schon Iron Man…aber dieser Mann hier verdient es, Stoffwechsel Man genannt zu werden. Im mittlerweile schon üblichen hoch und runter des West Highland Ways ging es kräftezehrend durch dichte Wälder und am Strand entlang.
Richtig näher kommen wollte die Jugendherberge in Rowardennan nicht wirklich. In einer kurz vor der Herberge gelegenen Infohütte über den Ben Lomond und umliegende Gewässer / Berge, trafen wir die ersten deutschen Wandersmänner, die ebenso wie wir voll beladen durch den Regen stapften. Nach einem selbstgemachten Tee und ein paar Nudeln, lockerte die Stimmung immer weiter auf.
In der mittlerweile auch öffnenden Jungendherberge befüllten wir mit unseren gut duftenden Klamotten ein gemeinsames Zimmer, welches wir direkt als Wäschekammer missbrauchten.
Daniel und Gilbert – diese FREAKS – zückten als Nachttrunk auf zauberhafte weise eine 1,5 Liter Killepitsch Flasche, die uns gemütlich in den Schlaf sung… :-) Für den nächsten Tag entschieden wir uns, es mal gemeinsam auf den Weg zu machen. Na das konnte ja nur noch heiterer werden…. :-)
Hier ein paar Panoramen der ersten Tage:
2 Reaktionen zu “Die Reise über den West Highland Way, Tag 1 – 4”
Jaja, die Britinnen und die Mode :-) Das ist irgendwie überall so.
Nette Frisur du Chemopatient.
S U P E R ! ! !
Eine geniale Webseite und super Foto´s. Und danke noch mal für´s Kompliment ( FREAKS ). War schon ne lustige Wanderung.
Grüße aus Wesseling
Gilbert