Die Reise über den West Highland Way, Tag 5 und 6
8. Juni 2008 von Thorsten
Die Nacht in Rowardennan war erstaunlich kurz, das Zimmer viel zu warm, und die Midgies viel zu bissig. Vorallem auf den stillen Örtchen (jedem!) wimmelte es nur so von Viechern, da idiotische Zeitgenossen das Fenster aufgelassen, und das Licht angelassen haben. Toilettengänge können soooo schmerzhaft sein :-(
Mal wieder gepackt und ohne richtiges Frühstück zogen wir im leichten Nieselregen los, um uns den nächsten Wald hochzuziehen. Wir konnten zwischen 2 Routen wählen. Kurz nach Rowardennan gabelt sich der Weg in einen Uferweg und einen Höhenweg. Aufgrund des Nieselregens erschien uns der Höhenweg als nicht ganz so gefährlich, da jeder Reiseführer vor dem Uferweg bei Nässe warnte. Steinig, glitschig und manchmal unfreiwillig Ganzkörperbadend – sofern man von den Steinen abrutscht. Uferweg ist nicht immer ein schöner Weg am Strand entlang, sondern am Loch Lomond meistens ein gekletter auf Felsen.
Irgendwann – ein paar Meilen vor dem Ziel wurde der Weg richtig schwer. Für Daypacker vielleicht einfach zu gehen, nur etwas anstrengender als sonst, erwies sich der Abschnitt vor Inversnaid als ziemlich steil, felsig und schmal. Teilweise musste man sich an den Bäumen "hochhangeln" um die Höhenunterschiede des Weges auszugleichen. Ein falscher Schritt, und man könnte unfreiwillg im Loch Lomond baden gehen. Nicht, das jedem von uns ein Vollbad nicht gut tun würde – aber warmes Wasser mit massig Seifenschaum darf es dann doch schon sein…
Leider auf dem Bild nicht soooo gut zu erkennen. Links geht’s steil runter in den See, rechts eine Felswand. Gehen kann man hier nur auf dem mittleren Felsstreifen der sich als nass-rutschig darstellen wollte.
Ziemlich angespannt und konzentriert auf dem Weg weiter wandernd, blieb für den Rest der Strecke, die Kamera im Säckchen. Irgendwann hat man keine Lust aufs knippsen, sondern konzentriert sich lieber aufs mosern, verfluchen und schmollen :-) Entschädigt wurden wir kurz vor Inversnaid mit den Inversnaid Falls. Ein schöner kleiner Wasserfall beeindruckender Wasserfall mit kaltem, klaren Wasser welcher dazu verleitete die Füße mal hineinzuhalten. Gilberts Freudenschreie hätten gut in jeden Porno gepasst! ALARM! AALAAAARM!
Dummerweise erschien erst jetzt ein Hinweisschild, welches über das geschlossene Bunkhouse informierte, das wir hier in Inversnaid nutzen wollten. Ein Hotel, welches 180 Pfund für eine Übernachtung verlangt, konnten und wollten wir uns nicht leisten. Martins Fuß machte Probleme, meine Knochen waren ein wenig überanstrengt, so dass wir die restlichen 10km nach Inverarnan zur Beinglas Farm nicht mehr über den Weg wagen wollten. Diese 10km gehören mit zu den beschissensten Abschnitten auf dem kompletten Weg. Nach kurzer Verhandlung mit einem Schottischen Hotelmitarbeiter ("Isch habe eine Tante in Jülich Aldenhoven") wurde für uns extra die hoteleigene Fähre über den See angeschmissen. Auf der anderen Seite hatten wir zumindestens 2x am Tag die Möglichkeit, mit einem Bus nach Inverarnan zu kommen.
Auf der anderen Seite angekommen, plünderte Martin zuerst einmal die Frühstückskarte des Cafes, machte sich über den ein oder anderen Schokoriegel her und verputzte den Rest meiner leckeren Tomatensuppe :-) Von Spanien noch gewohnt, muss man auch hier in Schottland die Überlandbusse einfach heranwinken. Nach 15 Minuten Busfahrt und blicken hinüber ans andere Ufer (WO soll der Weg bitte DA verlaufen?), hatten wir es ab Inverarnan nicht mehr weit bis zur Campsite.
Im wahnsinniger Schnelligkeit wurden die Schuhe "entsorgt", das Zelt aufgebaut, die Dusche aufgesucht und sich an der Bar zünftig erfrischt…
Ziemlich fertig hechelten Daniel und Gilbert auf der Farm ein. Die ersten Kommentare waren etwa zu verstehen wie "Eure Busfahrt war die beste Entscheidung die ihr treffen konnten"… Der Weg zwischen Inversnaid und Inverarnan muss die absolute Hölle gewesen sein.
Selbst die wandererfahrenden beiden Jungs hatten keinen Bock mehr unterwegs auch nur ansatzweise die Kamera zu zücken. Somit blieb nur unsere Bewunderung für sie übrig, mit allem Gepäck diesen Weg geschafft zu haben. Wunden mussten geflickt werden. Bei den Höhenunterschieden auf den Felsformationen hats bei Daniel wohl *ratsch* gemacht :-)
Aber auch Männer können mit Nadel und Faden umgehen.
Luxuriöserweise bestellten wir heute im Restaurant was leckeres zu Essen, wobei die Reste wie immer erfolgreich von Stoffwechsel-Man entsorgt wurden :-) Die Nacht im Zelt erschien mir viel zu kurz, und die morgendliche Midgieplage zwischen Innenzelt und Außenzelt war nicht wirklich feierlich. Martins Fuß schmerzte immer noch, und ich hatte auch so meine Probleme mit einigen Körperteilen. Da uns niemand hetzte, entschieden wir, aus reiner Sicherheit nochmals für 10km den Bus zu nehmen um direkt nach Crianlarich in der Jugendherberge abzusteigen. Somit trennten sich die Wege von Gilbert, Daniel, Martin und mir. Gilbert und Daniel wollten mit ihren geschundenen Körpern die 14 Meilen bis Tyndrum weiterlaufen. Unterwegs erhielten wir dann von Gilbert den vernünftigesten Anruf seit langem: "Wir fahren mit dem Bus von Crianlarich weiter bis nach Tyndrum". Der gestrige Weg hat eben doch seine Spuren hinterlassen.
Martin und ich ließen den Tag gemütlich und faulenzend in der Jugendherberge ausklingen und entspannten uns bei Schach, Ipod und Knusperkrams….
Ausgeruht darf es nun auf die restlichen Tage zugehen….
2 Reaktionen zu “Die Reise über den West Highland Way, Tag 5 und 6”
Sieht etwas aus wie in Melsbach damals! =)
Spaß beiseite. Wirklich sehr sehr cool und beneidenswert. Ich hoffe noch auf interessante Erzählungen bei Huhn oder Umzug.
Uuhhhuhuhuhuuuuu die bösen Feeelsen …. seeetzt euch doooch in deeen Buuuus! :-)