Die Reise über den West Highland Way, Tag 7 – 9
8. Juni 2008 von Thorsten
Nach einer wirklich guten Nacht in der Jugendherberge von Crianlarich und einer lustigen Bekanntschaft mit Wanderern aus Dresden, mussten wir die Begegnung bei einem ausgiebigen Frühstück Revue passieren lassen. Neben der vollen Globetrotter.de Ausrüstung und diversen Kilo an Trekkingmahlzeiten, schleppten die guten auch noch 1KG Bratkartoffeln fürs Frühstück umher – aus Deutschland versteht sich! GNAH!!!
Unser Frühstücksergebnis gestalltete sich gewohnt etwa so: Martin <-> Thorsten 6:1,5 :-) Direkt nach dem Frühstück machten wir uns auf, die ca. 1,5km zurück zum West Highland Way zu wandern. Crianlarich liegt etwas abseits, natürlich in einem TAL gelegen – wie so ziemlich jede kleine Stadt. Kann man eigentlich bei 100 Einwohnern schon von einer Stadt reden? Hmmm…! Auf jeden Fall ging es wieder mächtig lange bergauf, was meinem Magen garnicht gut bekam. Kleine Zwangspausen mussten wir leider mit einkalkulieren. Merke: Thorsten niemals mit vollem Magen die Berge hochjagen!
Belohnt wurden wir natürlich wieder mit herrlichen Aussichten auf das Crianlarich Tal und Umgebung (Panorama steht weiter unten). Bis auf ein paar Wölkchen spielte das Wetter glücklicherweise auch wieder mit. Unsere ersten Wunden waren verheilt und es zog uns im stetigen auf und ab Richtung Tyndrum. Schuhgröße 47 sei Dank legte ich mich kurz vor unserer Mittagspause in Auchtertyre mächtig aufs Maul, was dummerweise nur einen leichten Schmerz im linken Bein für den Rest des Tages verursachte.
Nach kurzer Erfrischung führte uns der Weg weiter über das Königsfeld – jene berühmte Schlacht, in der William Wallace 1297 den englischen König böse geschlagen hatte. War ein wenig klein, aber wenigstens begegneten wir einigen Hobbyarchäologen, die mit Metallsucher über das Feld huschten.
Relativ flach und unspektakulär wuselten wir auf schmalen Pfaden weiter Richtung Tyndrum, wo wir uns auf der "By the Way" Campsite ein kleines Zuhause bauten. Zu polnischem Bier gab es zünftige Instantnudeln aus dem eigenen Kochtopf und endlich ein neues Stück Seife für die tägliche Dusche, welches erstaunlich nach Zitrusklostein roch. Ich bin aber immer noch der Meinung, das mit "soap" auch wirklich Seife gemeint ist..
Die nächtliche Begegnung mit einem absolut dichten Schotten ist schon fast filmreif gewesen. Ich glaube er hat das erstemal in seinem Leben einen waschechten Deutschen getroffen, der ihm vom Oktoberfest, Sauerkraut und den Alpen erzählen konnte! Dummerweise hat er mich über ne Stunde vom pinkeln abgehalten was ich ihm heute noch böse anrechne. Und wer mir jetzt ankommt mit "sag ihm doch einfach, dass du pinklen musst", der kennt betrunkene Schotten nicht. Ich wollte so ein Pissoir dann doch für mich alleine haben!
Die Strecke nach Bridge of Orchy ist von Tyndrum mit eine der einfachsten. Zwischen den Bergen schlängelt sich die alte Militärstraße auf fast einer Höhe und am Ende sanft bergab gehend entlang. 8 Meilen lassen sich so ziemlich schnell abfrühstücken (Martin <-> Thorsten 6:2). Gilbert und Daniel reservierten uns netterweise in Bridge of Orchy ein Bunkhouse incl. Midgets. Aufs Zelt hatten wir ausnahmsweise mal keine Lust, und eine Waschmaschine kam den Klamotten auch mal gerne entgegen. Rei in der Tube tuts allemale, aber fürs bequeme lasse ich auch mal nen Pfund springen.
Wir sind eben doch nur Weicheier :-)
Bei unserem obligatorischen Feierabendbier, bzw. Feierabendcider überraschte die Royal Navy mit einem gekonnten Manöver!
- Bridge of Orchy umkreisen
- Landeplatz aussuchen
- Parkplatz des Hotels anpeilen
- Landen und aussteigen
- Gemütlich ins Restaurant schlendern und am reservierten Tisch das Mittagessen einnehmen
Is klar :-) Laut Kellnerin ist der Pilot wohl der Bruder des Inhabers. "Die kommen öfters mal hier auf Mittagessen oder einen Drink vorbei"… Bissel schräg haben wir schon geschaut :-)
Im subtropischen Klima des Bunkhouses verbrachten wir eine gemütliche Nacht um morgens frisch geschwitzt aus den Betten zu steigen. Die Toiletten waren wie immer unbrauchbar, und auch vor jeder Türe warte eine Ladung Midgies auf frisches Blut… Gekonnt flüchteten wir aus dem Bunkhouse hinaus auf den kleinen Berg direkt hinter dem Hotel. Da wir wussten, dass es im Inveroran Hotel hinter dem Berg Frühstück gab, kletterten wir zügig über die Kuppe drüber und erfreuten uns am Anblick des morgendlichen Hochland Panoramas (gibts weiter unten zu bestaunen). Der Abstieg war nicht sonderlich schwer und das Frühstück leider nicht sehr üppig. Dafür hab ich mich mit reichlich Moskitox eindecken können. Ein natürliches Mittel, welches erstaunlich gut gegen Midgets zu helfen schien – wenigstens bei mir. Nachteil: Ich roch nun wie eine wandelne Dr. Oetker Zitronenkuchenbackmischung. Das Zeug sieht auch ansatzweise aus wie frische Teigware…
Von nun an begann die härteste Etappe auf dem kompletten West Highland Way. 9 Meilen quer durch das Rannoch Moor. Die Etappe ist eigentlich schön zu laufen, sanfte bis mittlere Steigungen und herrliche Ausblicke in die Einsamkeit. Doch bei Regen und Wind darf man sich darauf gefasst machen auf einem matschigen Weg besagte 9 Meilen ungeschützt durchzustampfen. Wir hatten Glück mit dem Wetter und wurden mit wanderfreundlichen 20 Grad (in etwa) und bewölktem Himmel belohnt. Ein wenig mehr Wind hätte schon da sein können, aber ich möchte ja nicht die ganze Zeit mosern.
Vorbei am Black Mount, dessen Gestein fast schwarz ist, erreichten wir nach einiger Zeit die Ba Bridge. Hier darf man sich auf den einzigen Unterschlupf bei Regen freuen, wobei ich mich immer noch frage, wie das gehen soll…
Mir ist kein Weg aufgefallen, wie man dort hätte runter kommen können. Nach einer kurzen Fachsimpelei über Alkohol und den Weg mit einem älteren englischen Paar, machten wir uns nun an einen sanften aber unheimlich langen Aufstieg, um aus dem Moor wieder heraus zu kommen. Wenigstens fühlte es sich lang und unheimlich an :-)
Am höchsten Punkt angekommen entdeckten wir auch den Gedenkstein an Peter Fleming, Bruder von James Bond Erfinder Ian Fleming, der 1979 (glaube ich) hier an Herzversagen gestorben ist. Tragisch, aber hier in der Einsamkeit dauert es mit Sicherheit ewig, bis ein Rettungsdienst informiert ist. Stellenweise hat man über Stunden keinen Mobilfunkempfang (gottseidank….).
Vorbei an Schottlands einzigem Skilift trudelten wir gegen 16 Uhr im Kingshouse Hotel ein, wo wir uns kostenlos auf der gegenüberliegenden Wiese unser Zuhause aufbauten. Zwei Tage standen uns nun noch bevor. Eine 8 Meilen Etappe über den Devils Staircase und eine 15 Meilen Etappe direkt nach Fort William…
Hier noch ein paar Panoramen der letzten Tage:
1 Reaktion zu “Die Reise über den West Highland Way, Tag 7 – 9”
The people in such cases, said so – Avos will be alive, maybe pomrem.